Zur Geschichte von Französisch Buchholz  - von Laura Höwekamp

1242 - Buckholtz, welches zu diesem Zeitpunkt ein kleines Angerdorf ist, wird erstmalig urkundlich erwähnt. Der Name wurde von der mitteldeutschen Grundform Bokholt abgeleitet, was so viel bedeutet wie „Ansiedlung im oder am Birkenwald“

1348 - Viele Dorfbewohner sterben an der Pest und zahlreiche Höfe sind verweist.

1624 - Das Dorf besteht aus 15 Bauern, 19 Kossäten (Dorfbewohner mit wenig Besitz), einem Hirten, einem Laufschmied und einem Hirtenknecht.

1627 - Es herrscht der 30 Jährige Krieg (1618-1648). Die Truppen des böhmischen Feldherren Wallenstein fallen in Buchholz ein und zerstören die Höfe der Bewohner. Außerdem plündern sie das Vieh und hinterlassen Not und Elend. 
Zusätzlich wird die Pest in das Dorf eingeschleppt.

1652 - Der Krieg und die Pest sind überstanden. Jedoch stehen nun viele Höfe aufgrund der vielen Todesfälle leer.

1670 - Buchholz wird landesherrlicher Besitz, da Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große (regierte von 1640-1688) einen Besitzanteil an dem Dorf erhält. Dadurch wird es königliche Domäne.

16213358058869215195897490011287021685 - Das „Edikt von Potsdam“ (mehr hierzu bei der Vorgeschichte) tritt in Kraft. Das Edikt setzt den Grundstein für die Ansiedlung Französischer „Refugiés“ (Glaubensflüchtlinge) in Buchholz. Französische Adlige, die bereits in Berlin eine neue Heimat gefunden haben, werden von dem Kurfürst beauftragt, ihre Landsleute in Empfang zu nehmen. Zusätzlich verordnet er eine staatliche Zuwendung in Höhe von 40.000 Talern jährlich für die „französischen Kolonien“.

1686 - Die ersten Familien lassen sich nieder. Unter ihnen befinden sich sechs Gärtner- und zehn Kossätenfamilien. Sie übernehmen die leerstehenden Höfe und Äcker. Sie erhalten Baumaterial für Häuser sowie Geld für Pferde, eine Kuh und für das notwendige Ackergerät. Die neuen Bewohner entwickeln neue Methoden für effektiveren Ackerbau und sorgen für neues Leben im Dorf.

1688 - Die französische Kolonie Buchholz wird erstmalig erwähnt. Mittlerweile besteht die französische Gemeinde aus 10 Familien. Ihre Religion (Kalvinismus) ist ihnen sehr wichtig; deswegen wird ihnen der Pfarrer Pierre Vieu zugewiesen.

1691 - Die französische Gemeinde baut in der heutigen Hauptstraße 13 ein Pfarrhaus. Zusätzlich wird ihr eine eigene Schule und ein Gericht zugestanden.

1700 - Es leben nun 17 französische Familien mit 69 Personen in Buchholz. Unter anderem tragen sie die Namen: Arnoux, Aubert und Guyot (alles heutige Straßennamen).

1729 - Durch die Ansiedlung der „Refugiés“ kommt es in Buchholz zum Anbau zahlreicher neuer Feldfrüchte wie Tabak, Spargel, Blumenkohl, Kopfsalat, Auberginen, Artischocken, Bohnen und Erbsen. Somit nahmen sie nicht nur Einfluss auf die Sprache, sondern auch auf die Esskultur. Sie etablieren neue Gerichte mit den dazugehörigen Begriffen wie zum Beispiel: Bulette, Püree, Filet, Roulade oder Frikassee.

1734 - Buchholz hat 213 Einwohner und jeder dritte ist Hugenotte.

1750 - Der Name Französisch Buchholz bürgert sich ein.

1775 - Französisch Buchholz entwickelt sich zu einem beliebten Ausflugsort für die Berliner Kolonie.16213357299912974819149712322257

1806 - Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation endet. Franzosen erobern unter der Führung von Napoleon das Dorf. Viele Einwohner fliehen Richtung Berlin. Die Kirche wird von den französischen Soldaten um 500 Taler beraubt.

1807 - Ein Kriegssekretär der napoleonischen Besatzung wird im Hause des Bauern Jean Guyot einquartiert. Viele Menschen leiden unter der Last, zu Abgaben gezwungen zu werden, da sie selbst nicht genug haben.
Im „Oktoberedikt“ wird die Abschaffung von Leibeigenschaft sowie Erbuntertänigkeit beschlossen, welche jedoch erst 1810 in Kraft tritt. Die neuen Reglungen erleichtern den Bauern ihr Leben sehr.

1817 - Das Dorf wird erstmalig in Dokumenten als „Französisch Buchholz“ bezeichnet.

1860 - Der erste Omnibus (gezogen durch Pferde) fährt von Französisch Buchholz zum Alexanderplatz. Es gibt mittlerweile 90 Wohnhäuser, 121 Wirtschaftsgebäude, zwei Windmühlen und drei Restaurants.

1891 - Der Apotheker Ferdinand Calckhof(1848-1923) eröffnet in der heutigen Hauptstraße 14 eine Apotheke. Diese ist eine der ältesten im Bezirk Pankow und ist bis heute im Betrieb.

1900 - Es gibt eine Straßenbeleuchtung und seit 1904 gibt es Elektrizität.

1908 - Das Dorf wird an das Gasnetz angeschlossen und ab 1914 beginnen die Erschließungsarbeiten für das Zu- und Abwasser.

1910 - Vereinigung des evangelisch-lutherischen und des französisch-reformierten Pfarramts durch den Pfarrer Albert Hurtienne.

1913 - „Französisch Buchholz“ wird umbenannt in „Berlin-Buchholz“, 1920 aus dem Kreis Niederbarmin ausgegliedert und dem 19. Berliner Verwaltungsbezirk Pankow zugeordnet.

1917 - Es werden die ersten Laubenkolonien (Kleingärten) angelegt. Die Nutzer kommen aus verschiedenen Innenbezirken Berlins.

1918 - Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) wird im Gesellschaftshaus Kähne (Berliner Straße) mit Filmvorführungen begonnen. Das Kino wird um 1920 in einen ehemaligen Tanzsaal an der Rosenthaler Straße / Ecke Pasewalker Straße verlegt und ist etwa 40 Jahre lang ein beliebter Ort für die Freizeitgestaltung.

1992 - Der neue Stadtteil Buchholz West entsteht und es werden bis 1998  2720 Wohnungen gebaut. 

1999 - Buchholz hat 224 Firmen und wird nach dem Willen seiner Bewohner*innen zurückbenannt in den historischen Namen „Französisch Buchholz“. Eine Bronzetafel auf dem Pfarrer-Hurtienne-Platz erinnert an dieses Ereignis.

2001 - Die Berliner Stadtbezirke Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee werden zu dem Großbezirk Pankow zusammengelegt.  Das Pankower Rathaus wird zum Sitz des Bezirksbürgermeisters und der Bezirksstadträte.

_________________________________________________________________________________________________


Die vorstehenden Ausführungen haben ihre Grundlage in den Büchern
    1. „Von märkischer Derbheit zu französischem Flair“ - Zur Geschichte des Ortsteils Französisch Buchholz, herausgegeben im Jahr 2000 vom Kulturamt Pankow
    (gleichzeitig auch Quelle aller verwendeten Abbildungen)
    2. „775 Jahre Französisch Buchholz - Wat haste Dir verändert!“, herausgegeben im Jahr 2017 vom Bürgerverein Französisch Buchholz e.V.,
    die natürlich in der Bibliothek ausgeliehen werden können.
    die natürlich in der Bibliothek ausgeliehen werden können.

Die natürlich in der Bibliothek ausgeliehen werden können.

 

< zurück zur Startseite (inkl. Impressum) >